DGB-Index Gute Arbeit
In der Ausgabe 01/2022 des DGB-Index Gute Arbeit "Kompakt" wird das Thema "Arbeiten trotz Krankheit" aufgegriffen. In der Beschäftigtenbefragung des Jahres 2021 gaben 48 Prozent aller Befragten an, im vorangegangenen Jahr mindestens einmal gearbeitet zu haben, obwohl sie sich richtig krank fühlten. Frauen (53 Prozent) taten dies häufiger als Männer (43 Prozent). Ein deutlicher Rückgang zeigt sich in den Jahren 2020 und 2021, in denen die Corona-Pandemie auch die Arbeitswelt fest im Griff hatte. Die Vermutung liegt nahe, dass der dringende Aufruf, bei Krankheitssymptomen Kontakte zu vermeiden, ein wichtiger Grund für die sinkenden Zahlen war. Dennoch ist das Arbeiten trotz Krankheit weiterhin stark verbreitet.
Was bringt Beschäftigte dazu, zu arbeiten, obwohl sie damit möglicherweise ihre Genesung und ihre Gesundheit gefährden? Die Daten zeigen, dass Präsentismus - wie das Arbeiten trotz Krankheit auch genannt wird - dann besonders häufig auftritt, wenn Beschäftigte von einer schlechten Betriebskultur berichten. Fehlende Wertschätzung durch Vorgesetzte, ein schwieriges Meinungsklima und ein Mangel an Unterstützung tragen dazu bei, dass Beschäftigte trotz Krankheit arbeiten. Wo eine belastende Betriebskultur vorherrscht liegt der Anteil derjenigen, die auch krank gearbeitet haben bei 68 Prozent.
Ähnlich starke Zusammenhänge zeigen sich bei zwei weiteren Merkmalen der Arbeitssituation: Je stärker die Arbeitsverdichtung ist, desto häufiger wird auch krank gearbeitet. Und: Wenn sich Beschäftigte Sorgen um den Verlust ihres Arbeitsplatzes machen, arbeiten sie ebenfalls häufiger krank.
Die Arbeitsbedingungen spielen bei der Entscheidung, trotz Krankheit zu arbeiten, offenbar eine wichtige Rolle. Um die Genesung und die Gesundheit der Beschäftigten besser zu schützen, braucht es eine wertschätzende Betriebskultur und eine Arbeitsorganisation, bei der krankheitsbedingte Abwesenheit nicht mit der Angst vor möglichen negativen Konsequenzen verbunden ist.